Das umgehende Coronavirus ist derzeit das Top-Thema auch in der Hochzeitsbranche. Denn gerade die Hochzeitsbranche besteht aus vielen kleinen Unternehmen und Solo-Selbstständigen, die bei Ausfällen um ihre Existenz bangen müssen. Natürlich sind bei einer Absage oder Verschiebung einer Hochzeit die Brautpaare ebenfalls betroffen, da sie unter Umständen Stornokosten einkalkulieren müssen.
Ob Hochzeitsplaner, Hochzeitsfotograf, Brautkleidergeschäft oder Hochzeitspaar - wir stellen Euch in diesem Artikel eine Übersicht zu den möglichen wirtschaftlichen Folgen des Virus’ auf die Hochzeitsbranche vor.
Hochzeiten fallen aus – wirtschaftliche Folgen
In Deutschland werden zwischen März und Mai rund 100.000 Ehen geschlossen. Geht man davon aus, dass etwa 60% eine Hochzeitsfeier im größeren Rahmen geplant haben, ergibt sich ein enorm hoher wirtschaftlicher Schaden durch den Ausfall bzw. Verschiebung dieser Veranstaltungen. Denn diese Tage sind für die termingebundenen Dienstleister unwiederbringlich und damit umsatztechnisch verloren. Auch eine verschobene Hochzeitsfeier ist für eine Location ein Termin, der nicht doppelt belegt werden kann.
Verfolgt man den Trend der letzten Jahre, haben zwischen November 2019 und Ende Februar 2020 geschätzt knapp 90.000 Paare standesamtlich geheiratet. Nimmt man davon erneut 60%, die eine größere Feier eingeplant haben, ergibt dies 54.000 Hochzeitsfeiern. Wir schätzen vorsichtig, dass davon wiederum ein Viertel ihre Feier im größeren Rahmen in die Frühlingsmonate 2020 verlagern wollen. Damit kommen wir auf weitere 13.500 Hochzeitsfeste, die dieses Frühjahr/Sommer ihre Hochzeit im schlimmsten Fall absagen oder verschieben müssen.
Drei Monate Umsatzeinbußen in der Hochzeitsbranche - Eine Beispielrechnung
Rechnen wir ausgehend von den obrigen Schätzungen diesen Fall einmal beispielhaft hoch:
Bei einem durchschnittlichen Hochzeitsbudget von 15.000€ pro Brautpaar gehen etwa 12.000€ an die termingebundenen Dienstleister wie Location, Catering, Fotograf oder Trauredner. Diejenigen, die ihr Geld mit der Erbringung der Leistung am Hochzeitstag verdienen, werden die Umsatzeinbußen stark zu spüren bekommen. Bei geschätzt 73.500 Hochzeiten deutschlandweit in den drei Monaten, wären dies alleine 882 Millionen Euro. Abzüglich der von uns geschätzten 5% Stornokosten statt der eigentlich durchschnittlich 20%, da sicherlich viele aufgrund der aktuellen gesetzlichen Regelung eine Absage ihrer Location erhalten werden, verliert die Branche immer noch rund 838 Millionen Euro Umsatz. Im besten Fall werden die Termine nur verschoben und die Aufträge fallen nicht gänzlich weg. Dennoch sind die Termine in diesen drei Monaten und damit die 838 Millionen Euro Umsatz für die Dienstleister unwiederbringbar verloren.
Stornokosten und Verluste der Brautpaare
Die privaten Verluste der Brautpaare werden sich aus Stornogebühren und evtl. entstehenden Mehrkosten bei Umbuchungen zu anderen Dienstleistern zusammensetzen. Die Stornogebühren errechnen sich durch verschiedene Faktoren. So sind diese in der Regel davon abhängig, wie weit der Termin noch in der Zukunft liegt und aus welchem Grund die Stornierung erfolgt. Storniert das Brautpaar ohne behördliche Anordnung in Eigeninitiative, müssen die Brautpaare in der Regel auch die kompletten Stornogebühren tragen. Im Durchschnitt über alle Dienstleister und den nahen Zeitfaktor eingerechnet, sind mit etwa 20% Stornogebühren zu rechnen.
Wie hoch ist insgesamt der Schaden für Brautpaare?
Wir kalkulieren für die meisten Fälle mit etwa 5%, da durch die aktuelle Gesetzeslage (Bundesweiter Beschluss vom 22.03.2020 zum Kontaktverbot) viele der termingebundenen Dienstleistungen von Seiten des Dienstleisters nicht erbracht werden und sie teilweise keine Stornogebühren erheben können oder wollen. Das sind bei einem Durchschnittsbudget von 12.000€ dennoch unerwartete Verluste von 600€ je Brautpaar. Auf die geschätzte Zahl von 73.500 Hochzeiten allein von März bis Mai 2020 sind das mehr als 44 Millionen Euro, die den Brautpaaren einfach so verloren gehen.
Verträge prüfen und rechtzeitig Kontakt aufnehmen
Trotz bundesweitem Beschluss empfiehlt es sich für Brautpaare, die mit den Dienstleistern abgeschlossenen Verträge hinsichtlich der Stornierung noch einmal genau zu prüfen, damit keine wichtige Frist versäumt wird. Die Gesetzeslage kann sich jederzeit ändern und in wenigen Wochen wieder anders geregelt sein. Daher solltet Ihr dringend mit Euren Dienstleistern Eure Möglichkeiten durchsprechen.
Bereits versendete Hochzeitskarten: unwiederbringliche Fixkosten
Was ist, wenn Paare schon fixe Ausgaben hatten?
Bereits getätigte Ausgaben wie z.B. für Save-the-date Karten oder Hochzeitseinladungen, sowie das Porto für den Versand sind wohl zu 100% verloren. Auch bereits gekaufte personalisierte Dinge, wie Gastgeschenke oder Deko, die das Hochzeitsdatum beinhalten, müssen Brautpaare als Verlust verzeichnen. Hier kann es ebenfalls helfen Kontakt zu den jeweiligen Dienstleistern aufzunehmen, wenn ein neuer Termin für das Hochzeitsfest entsteht. Diese kommen Euch sicher bei einer Nachproduktion gerne entgegen. Trotzdem lassen sich Mehrkosten für Brautpaare vermutlich nicht komplett verhindern.
Sehr erfreulich: Für nicht personalisierte Artikel werden von vielen Händlern bereits verlängerte Rückgabefristen angeboten. Schaut auf der Webseite der Händler nach oder kontaktiert den Kundenservice. Sie helfen Euch sicherlich gerne weiter.
Weitere Wirtschaftszweige im Zusammenhang mit Hochzeiten
Wirtschaftliche Schäden ergeben sich auch aus den ausbleibenden Käufen, die mit dem Drumherum einer Hochzeit zusammenhängen. Das betrifft z.B. alles rundum den JGA, Hochzeitszeitung, Hochzeitsgeschenke, Outfits der Hochzeitsgäste oder Gästeunterkünfte. Schätzt man bei durchschnittlich 60 Hochzeitsgästen den Umsatz hieraus auf lediglich 50% von dem, was die Brautpaare für ihre Feier investieren, wären das nochmal weitere 419 Millionen Euro Umsatzeinbußen für Dienstleister und Online- wie Offline-Händler.
Die Brautkleidbranche trifft es doppelt
Die Brautkleidbranche trifft es noch auf eine ganz andere Weise: Brautkleider, die sehr lange im Voraus bestellt waren und jetzt geliefert werden sollten, können u.U. nicht übergeben und angepasst oder durch ausbleibende Lieferungen aus China gar erst geliefert werden. So werden die Bräute vom Kaufvertrag zurücktreten müssen und sich nach Alternativen umschauen. Vielleicht werden sich viele Bräute eine kostengünstigere Alternative von der Stange im Onlinehandel oder im Modegeschäft (sobald diese wieder öffnen) suchen, da ihr Termin im Sommer oder Herbst noch steht und sie nicht warten möchten oder können. Das Brautgeschäft steht vor den Einbußen für die nicht auslieferbaren Kleider plus die Einbußen für Kleider, die in den drei Monaten im Ladenbetrieb nicht verkauft werden konnten.
Die durchschnittliche Transportdauer von Gütern aus China per Containerschiff beträgt etwa sechs Wochen. Über die neue Seidenstraße per Güterzug sind es drei Wochen. Daher werden im April die Lieferschwierigkeiten durch die Schließung der Fabriken in China Anfang des Jahres hier in Europa erst richtig spürbar sein. Auch die Schließung aller Ladengeschäfte vor Ort trifft die Branche hart, verkaufen sie doch ihre meisten Kleider über das Erlebnis der Brautkleid-Anprobe.
Nimmt man an, dass ein Brautkleid zwischen 500€ bis 2.000€ kostet und damit eine Braut im Mittel 1.250€ für ihr Kleid ausgibt, schätzen wir den Schaden im Brautkleideinzelhandel bei mindestens 50.000 nicht gekauften/bezahlten Kleidern auf etwa 60 Millionen Euro verlorenen Umsatz.
Der wirtschaftliche Schaden
Allein in der Hochzeitsbranche sind bei einer geschätzten Ausfallzeit für große Feiern von drei Monaten, Umsatzeinbußen von weit mehr als 1 Milliarde Euro zu erwarten. Auch die 74 Millionen Euro, die die privaten Haushalte als Verluste verbuchen müssen, sind nicht zu unterschätzen. Das sind Beträge, die die Brautpaare mit Sicherheit versuchen werden, an anderen Stellen dafür einzusparen.
Bleibt zu hoffen, dass die Ansteckungskurve durch die getroffenen Maßnahmen bis Mai sinkt und die Einschränkungen weitestgehend aufgehoben werden können. Für die Dienstleister der Hochzeitsbranche heißt es, den Verlust aufarbeiten. Den verlorengegangenen Umsatz können die termingebundenen Dienstleistern jedoch nicht mehr aufholen, denn diese Termine sind verloren. Für einige von ihnen bedeutet das vielleicht das Aus.
Mögliche wirtschaftliche Folgen in der Hochzeitbranche
Es gibt verschiedene denkbare Szenarien, wie die deutsche Dienstleisterbranche im Hochzeitssektor aus der Corona-Krise herausgehen wird.
Weniger Vielfalt und steigende Preise?
Einerseits ist es natürlich möglich, dass sich das Dienstleisterangebot stark komprimieren wird, da besonders im Hochzeitsbereich viele Spezialanbieter und Nischenprodukte ihren Markt haben. Viele kleinere Einzelhändler und Betriebe können ihre Fixkosten über die drei Monate oder auch länger nicht decken und gehen womöglich insolvent. Das kann den Brautladen, den Dekoshop oder auch den Friseur um die Ecke treffen. Aber auch viele Onlinehändler, die vom Vertrieb von Gastgeschenken oder Accessoires leben, sind gefährdet. Besonders die Locationbetreiber trifft es schwer. Diese werden wohl auf die versprochenen Kredite der Bundesregierung zurückgreifen müssen, um ihr Geschäft langfristig weiterführen zu können.
Mittelfristig hätte das zur Folge, dass es zukünftig für Brautpaare schwerer werden wird, für ihre Hochzeit den passenden Dienstleister zu finden. Es droht ein gewisser Verlust an Vielfalt. Eventuell steigen auch die Preise für bestimmte Produkte und Dienstleistungen, wenn sich der Markt verkleinert.
Externer Schock als Innovationsschub?
Andererseits wäre es auch denkbar, dass trotz Rückschlag viele Dienstleister zwar finanziell geschwächt, aber mit neuer Motivation und gestärkt durch den jetzigen Zusammenhalt der Kollegen und Support vieler Kunden in ein neues Quartal starten. Schon jetzt nutzen viele Einzelhändler die Krise, um ihren ausschließlichen Offlinehandel mit einem zweiten Standbein Online zu stärken. Die vielen Selbstständigen und Freiberufler aus der Branche schauen sich nach weiteren Verdienstmöglichkeiten um und erweitern ihren Horizont. Viele nutzen die Zeit für Ideenfindung und Weiterbildung. Brautpaare können Dienstleister unterstützen und z.B. Gutscheine für die Zukunft kaufen. Vielleicht rettet sich der eine oder andere Dienstleister oder Händler dadurch.
Hilfreiche Informationen und Links zu Finanzhilfen für betroffene Dienstleister haben wir in unserem Artikel ‘Hochzeit wegen Corona absagen?’ aufgelistet.
Wie geht es wirtschaftlich weitergeht
Allen ist bewusst, dass die gesamte Wirtschaft die Verluste durch Corona gemeinsam tragen werden muss. Wie auch die Verbreitung des Virus’ werden die wirtschaftlichen Schäden weltweit Kettenreaktionen auslösen. Durch die Einschränkungen hier sowie den Rückgang in der chinesichen Produktion seit Januar wird die deutsche Konjuktur dieses Jahr merklich geschwächt. Das ifo Institut schätzt, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt durch die starke Abhängigkeit von den chinesischen Industriewaren, bei einem Wachstumsrückgang von 1% in China, ebenfalls mit 0,06% Senkung rechnen muss. Diese Annahme stützt das ifo Institut auf die Erkenntnisse aus der chinesischen SARS-Epedemie und deren Folgen in 2002 und 2003.
Die Folgen von Corona werden mit Sicherheit durch die weltweite Verbreitung stärker ausfallen. Dennoch war eine weitere Erkenntnis von damals, dass sich die chinesische Produktion und damit der Wirtschaftswachstum nach Eindämmung der Epidemie zügig wieder erholt hat. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung prognostiziert im Sondergutachten 2020 vom 30.03.2020 ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,8% bis 5,4% für das Jahr 2020. Positiv: Es werden deutliche Aufholeffekte für 2021 beim BIP erwartet.
Wenn dann wieder gefeiert werden darf
Die Dienstleister, die die Krise überleben, müssen dann schauen, wie sie am schnellsten wieder in ihr Business zurückkehren und ggf. Verluste ausgleichen können. Fotografen, DJ’s und Trauredner steigen wieder wie gewohnt in den Sattel. Jedoch müssen Dienstleister wie z.B. Caterer, deren Gewinn von den Bestellmengen abhängig ist, sich auf eine weitere Herausforderung einstellen. Viele Brautpaare werden wohl ihre Feier aufgrund von Covid-19 in den nächsten Monaten verkleinern müssen. Als Gäste fallen ältere Menschen und Risikogruppen zunächst erst einmal raus. Das führt mittelfristig zu verringerten Einnahmen.
In erster Linie ist beiden Seiten, Brautpaaren wie auch Dienstleistern, finanziell wie auch organisatorisch am meisten geholfen, wenn man sich einander treu bleibt und gemeinsam einen neuen Termin findet. In der Nebensaison oder im nächsten oder übernächsten Jahr finden sich mit Sicherheit auch passende Termine, die für alle Seiten machbar sind. ‘Gegenseitiges Verständnis aufbringen und auch in schwierigen Zeiten zueinander halten’ ist nicht nur ein passender Ratschlag für eine gute Ehe, sondern hilft allen Beteiligten auch durch diese schwierige Krisenzeit.
Es gibt mehrere Gründe, warum man eine geplante Hochzeit ausfallen lassen muss. Im besten Fall wird aus der Absage ein Verschieben des Datums, wodurch man die Hochzeit zu einem späteren Zeitpunkt wie geplant stattfinden lassen kann. Eine Verschiebung des Hochzeitstermins ist mit einigen wichtigen To Do’s verbunden. Wir klären Euch hier über alle notwendigen Schritte auf.